Für die Wirtin der Olperer Hütte ging es Ende September nach Kathmandu, eine Millionenstadt mit viel Armut, Staub, Verkehrschaos und dennoch hilfsbereiten Einwohnern. Von dort flog sie mit dem Kleinflugzeug weiter nach Lukla und gleich im Anschluss marschierte Katharina alleine weiter nach Namche Bazar, der Hauptstadt der Sherpa Region.
Erst nach einem Akklimationstag und zwei weiteren Tagesetappen, kam sie im Basecamp der Ama Dablam an.
Katharina, wie war den die Expedition aus deiner Sicht?
Es war eine spannende Expedition, die mit einigen Schwierigkeiten
verbunden war. Gleich zu Anfang, auf dem Weg zum Basecamp, verlor ich meinen Sherpa. Erst am nächsten Tag in Namche Bazar, völlig aufgelöst, trafen wir uns wieder. Vom Bascamp mussten wir fast die komplette Ausrüstung alleine in die Hochlager transportieren, von Zelten über Kocher bis hin zu 250 Meter Seilrollen. So hatten wir nach wenigen Tagen schon an die 5000 Höhenmeter in den Beinen und das mit ständig schweren Gebäck.
Du hast ja erzählt, dass das Absichern des Berges ziemlich langsam voran ging und dann wurdet ihr auch noch von einem Zyklon namens Hudhud überrascht. An dem auf der Annapurma Runde über 40 Wanderer und Träger erfroren oder durch Lawinen starben. Doch du wagtest alleine den Aufstieg?
Das ist richtig. Zum Absichern waren nur drei Gipfelsherpas da und durch die Menge an Neuschnee und dem schlechten Wetter war das ein schwieriges Unterfangen. Zudem waren wir die erste Expedition am Berg. Erst nach vier Tagen hatte sich der Schnee gesetzt und ich startete alleine den Gipfelversuch. Eine durch Neuschnee und felsiges Gelände anspruchsvolle Tour. Um vier Uhr, des dritten Tages, wagte ich alleine den Gipfelversuch. Meine Kollegen Robert und Thomas starteten wie vereinbart um 5:00 in der Früh. Über einige sehr steile Fels- und Eis-Passagen ging es ins Lager 3, wo ich Kocher und meine Notfallmedikamente verstaute. Von dort kletterte ich weiter zum Gipfel. Es war extrem anstrengend und schwierig. Der Schnee war haltlos und grießig. Umso eindrucksvoller war es, als ich endlich den Gipfel der Ama Dablam erreichte.
Wie ich erfahren hatte, konntest du den Gipfel nicht lange genießen und beim Abstieg, passierte so einiges?
Das stimmt. Nach nur einer Minute merkte ich wie meine Energiereserven weitgehend aufgebraucht waren. Es war wichtig so schnell wie möglich ins Lager 3 zu kommen, dort hatte ich alles für Notfälle deponiert. Der Abstieg hatte es in sich. Die Stände (Firnanker) hielten wegen des weichen Schnees nicht und so war ich gezwungen langsam abzuklettern. Bei einer Pause, ich grub mir einen Stand, hörte ich von oben ein krachen und sah wie eine Russe, von einer anderen Mannschaft, abstürzte und genau auf mir landete. Der Aufprall war so stark, dass es mich noch tiefer in den Schnee drückte. Es ist Gott sei Dank nichts passiert, nur war ich gezwungen die Situation zu entschärfen. Ich setzte ihn in meinen Stand und wollte nur noch in das rettende Lager 3.
Als wäre das noch nicht genug gewesen, donnerten Teile des Hängegletscher Dablam, der normal als sicher gilt, auf mich herab - wie Kanonen. Ich hab mich nur noch ins
Seil gesetzt, angespannt, bin rechts hinausgelaufen, schlug irgendwie den Pickel ins Eis um mich festzuhalten und die Eistrümmer flogen bei mir vorbei.
Völlig erschöpft erreichte ich das Lager 3 und musst zu meinem Entsetzen feststellen, dass es schon abgebaut worden war. Ohne Flüssigkeit stieg ich stundenlang ins Lager 2 ab. Eine sehr schwierige und gefährliche Angelegenheit. Nicht mal Sherpa Sakri, konnte mir helfen, denn er war ohne Seil unterwegs. Seine Flüssigkeiten waren eingefroren nur etwas Gel konnte er mir geben. Mit letzter Kraft kam ich dann im Lager 2 an. Ich war sehr glücklich. Nun trennten mich nur noch drei Tagesmärsche von Lukla.
Also kann man sagen, dass dich Sherpa Sakri gerettet hat und du hast mir mitgeteilt, dass du ihm einen Wunsch erfüllen willst?
Mehr oder weniger ja. Er hat mich gefragt, ob er nächstes Jahr, zu mir auf die Olperer Hütte zum Arbeiten kommen darf und ich habe ihm zugesagt.
Ich möchte zum Schluss noch den zwei Ahrntalern, Robert und Thomas gratulieren, die ebenfalls den Gipfel erreicht haben, sowie allen anderen Beteiligten dieser Expedition für Ihre Kameradschaft und für Ihren tollen Einsatz am Berg. Allen Bergsteigern auf den heimischen und auch auf allen fernen Bergen dieser Erde, Gottes Segen und immer eine gesunde Heimkehr.
Die Bilder wurden von Katharina Daum zur Verfügung gestellt.