Mehr Kultur und Wertschätzung für die SportlerInnen

Zu Gast bei Frau Roswitha Stadlober, Geschäftsführerin von KADA, einer Institution, die die duale Karriere von HochleistungssportlerInnen vor beziehungsweise während der aktiven Karriere unterstützt. KADA hilft aber auch nach dem Ende der Karriere bei der beruflichen Integration. Die ehemalige Skirennläuferin beantworte Fragen rund um KADA und erklärt ihre Sicht zu der von ihr gestellten Frage „Ist Hochleistungssport noch erstrebenswert?“

Die Aussage entstand durch die Diskussion nach den Olympischen Spielen in Rio – Stichwort Olympiatouristen. In Österreich leben 8 Millionen Menschen, davon haben sich 71 nach strengen Richtlinien des Internationalen Olympischen Komitees und der Fachverbände qualifiziert und sind nach Rio geflogen. Diese AthletInnen haben im Vorfeld und bei den Spielen ihre beste Leistung erbracht. Sie danach als Olympiatouristen zu bezeichnen ist unfair und hier stellt sich die Frage ob Hochleistungssport für den einzelnen Sportler noch erstrebenswert ist? Wenn die Rahmenbedingungen nicht gegeben sind muss sich Österreich und die Gesellschaft die Frage stellen, ob es den Spitzensport noch will.

Ein kleiner Teil dieser Rahmenbedingungen ist KADA. KADA sieht sich als Berater zur Existenzsicherung für die SportlerInnen.

@KADA
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Roswitha Stadlober „Mein großes Anliegen ist, wie Felix Gottwald einmal treffend gesagt hat, dass der Sport mehr Kultur braucht und dem Sport gebührt viel mehr Wertschätzung, als ihm bisher zugetragen wird. Im kulturellen/musischen Bereich würde nie so ein Umgang stattfinden, wie mit einem Sportler, der einmal nicht seine Leistung abrufen kann.“



Es gilt zu bedenken, dass viele AthletInnen neben dem Spitzensport den sie betreiben, noch arbeiten gehen müssen. KADA hilft, die beste Vereinbarkeit von Ausbildung/Beruf und Spitzensport zu finden. Österreich ist im Bereich der ganzheitlichen Abwicklung und vor allem beim Übergang in die berufliche Laufbahn ein Vorbild für viele andere Länder. Aber auch Bewusstseinsbildung wird groß geschrieben. Wer denkt schon daran, dass er z.B nachdem er aus dem Heeressport ausgestiegen ist nicht mehr versichert ist? Wenn die Ausbildung beendet ist, der Versicherungsschutz entfällt? Allein hier können schon Existenzen zu Grunde gehen.


@KADA
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Früher war alles besser?

Vor 20 Jahren hatte jeder Sportler, v.a. Frauen für sich selbst zu sorgen, dass er sozial/rechtlich abgesichert war. Die Polizei und das Bundesheer wurden erst 1996/97 für Frauen geöffnet. Dies waren die ersten Ansätze Frauen zu fördern. Auch die Wirtschaft als Sponsor entdeckte diesen Zweig erst in den 1990er Jahren. Ab da ging es bergauf. Vor allem die SkifahrerInnen bekamen beinahe alles von den Vereinen oder Skifirmen gesponsert. Heute ist wieder ein Punkt erreicht, wo das Sponsoring rückläufig ist und die SportlerInnen wieder selber darauf achten müssen sozial/rechtlich abgesichert zu sein.

 

Der Duale Weg

Die Bilderbuchkarriere gibt es in Österreich nicht. Normalität ist, dass der Großteil der österreichischen SpitzensportlerInnen nach der Karriere nicht ausgesorgt haben.

Der Arbeitsmarkt ist angespannt und das trifft SportlerInnen enorm.

Auf Grund ihrer sportlichen Tätigkeit können in den meisten Fällen keine Erfahrungswerte im Job – auf die so viel Wert gelegt wird – mitgebracht werden. Das ist die Herausforderung heutzutage. Für viele stellt sich dann die Frage ob Hochleistungssport überhaupt machbar ist? Die Aufgabe von KADA besteht darin, für jeden Einzelnen die perfekte Lösung zu finden, sowohl in der Vereinbarkeit als auch in seinem Interesse. Idealerweise kommen die SportlerInnen so früh wie möglich.

 

Ab wann soll der Kontakt hergestellt werden?

Geht es um den optimalen Bildungsweg für ein Kind, dann das erste Mal nach der Hauptschule/Unterstufe. Das nächste Mal vor dem Studium beziehungsweise im Jahr vor der Matura. KADA ist zudem in den Schulen mit Workshops präsent, um auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen.

Befindet sich der Mensch schon im Studium, sollte die Kontaktaufnahme vor dem nächsten Semester statt finden um alles zu klären und eventuelle Kollisionen vorher zu erkennen und zu beheben.

Steht das Karriereende bevor und geht es um den Übertritt in den Beruf, sollte der Kontakt gesucht werden, sobald die Entscheidung feststeht und nicht erst, wenn die Karriere schon beendet ist. Idealerweise läuft die Planung schon seit Karrierebeginn!

Der Top Sportler der wieder bei Null beginnt – ein Problem?

Die Erfahrung zeigt, dass SportlerInnen ein Sicherheitsdenken haben. Jahr für Jahr müssen sie es schaffen über die Runden zu kommen. Sie tendieren nach dem Karriereende eher in ein Angestelltenverhältnis.

Bekommen SportlerInnen die Chance, sind sie Mitarbeiter die sehr schnell eingearbeitet sind. Gerade deshalb, weil sie auf Herausforderungen eingestellt sind und die Triebfeder der Entwicklung besitzen. Bis es dazu kommt, stellt der Übergang vom Leitungssport in die Arbeit eine große Herausforderung dar.

Die Kompetenzen, die sich SportlerInnen im Laufe ihrer Karriere aneignen sind zwar von der Wirtschaft sehr gern gesehen, aber meist wiegen sie das Fehlen von Berufserfahrung nicht auf. Das trifft auch TrainerInnen oder sportliche LeiterInnen: 10 Jahre führen sie ein Team, eignen sich Kompetenzen an die wertvoll sind, jedoch sind diese Fähigkeiten bei der Jobsuche nichts wert. TrainerIn oder SportlerIn ist in Österreich kein anerkannter Beruf.

 

Die Wirtschaft soll noch mehr erkennen, was für ein Potential SportlerInnen als MitarbeiterInnen für sie haben.

Es gibt einen nationalen und europäischen Qualitätsrahmen, in dem versucht wird, die informellen Kompetenzen in einen Rahmen zu bringen. Es soll niedergeschrieben werden, wie gleichwertig diese Eignungen mit zum Beispiel einem Studium sind. Dies wäre ein wichtiger Schritt in Richtung Anerkennung.

@KADA
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Rat an Familien mit sportlich hochbegabten Kindern

KADA bietet ein Programm, indem versucht wird, optimale Rahmenbedingung für Kinder in der Entwicklung zu schaffen, die möglicherweise den Hochleistungssport erreichen können. Österreich ist im Bereich der Leistungssportschulen sehr gut aufgestellt zB: AHS, Borg, Hasch, Skisportliche Schulen.

Bis zum 18./19. Lebensjahr funktioniert der Duale Weg sehr gut. Ab dann gilt, je früher die Planung beginnt, desto besser. Die schulische Leistung soll auf keinen Fall unter einem sportlichen Hoch leiden, nicht dass zuletzt beides scheitert. Die Eltern kennen ihre Kinder am besten, darum ist es wichtig sie von Anfang an dabei zu haben. Die Herausforderung ist, die Talente die es gibt, ganz oben ankommen zu lassen.

Das Thema Sport und Studium ist immer gefragter. Mit Hilfe von Fernstudien stellt auch diese Herausforderung kein großes Problem mehr dar. Das Angebot heute ist weitaus höher und besser als noch vor 20 Jahren.

 

Hochleistungssport – für jeden zugänglich?

Jeder Mensch sollte die Möglichkeit haben, zu entscheiden was er für sich möchte. Im sportlichen Bereich wäre hier die tägliche Turnstunde ein Weg in die Richtung, Kindern grundsätzlich alles anbieten zu können.

Hat ein Kind das Feuer in sich entfacht, dann will es immer mehr und weiter. Daher ist der nächste Schritt eine Mitgliedschaft in einem Verein und in weiterer Folge eine Lizenz um international Starten zu können. Diese beiden Posten stellen noch keine besondere Herausforderung dar.

Bis der Hochleistungsbereich erreicht ist, finanzieren vieles die Eltern. Solang es gut läuft, werden die Eltern alles tun was in ihrer Macht steht aber möglicherweise ist irgendwann der Punkt erreicht, wo es finanziell nicht mehr möglich ist und dann ist die Laufbahn in den meisten Fällen hinüber.

Vereine und Sponsoren übernehmen heutzutage viel weniger der Kosten als noch vor 20 Jahren und das sind alles Einschränkungen, die auf die Eltern zurück fallen. Hochgerechnet, ohne die Schule mit gerechnet sind es rund 20.000 Euro pro Jahr die auf die Eltern oder Unterstützer zurückfallen, je nach Sportart.

Der Auftrag der Vereine oder Verbände kann nicht sein, dass durch das „nicht-leisten-können“ große Talente in Zukunft verloren gehen.

Förderung von Sport und Kultur

Es gibt Förderprogramme, die vorgegeben sind. Hat ein Kind ein großes Talent, liegt es an den Eltern dies zu fördern. Erst wenn die Leistung erbracht wurde, kann öffentliche Unterstützung erhalten werden. Sportlich Hochbegabte haben die Möglichkeit in Leistungszentren ihre Ausbildung zu machen. Am ehesten sind es die regionalen Vereine, die sich für besondere Talente einsetzen, eine übergeordnete Unterstützung gibt es in Österreich nicht.

Im Allgemeinen werden vor allem die Olympischen Sportarten gefördert. Sportarten wie zum Beispiel Voltigieren werden erst ab einem Weltmeistertitel honoriert. Karate wurde gerade olympisch, hier wurde viel vom BSO und dem Heer gesponsert und wie zu sehen ist, gehen daraus große Talente hervor.

 

Der Hochleistungssport in Zukunft

Änderungsbedarf ist auf jeden Fall da. Die Strukturen bei z.B Förderansuchen müssen flexibler werden bei gleichbleibender Transparenz der Gelder, die von öffentlicher Hand sind.

  • Ein großes Thema ist die Frage: wie weit kann Ehrenamt gehen und ab wann soll es professionell laufen? Ohne Ehrenamt könnten viele kleine Verbände nicht existieren. Jedoch auf Hochleistungsebene einen Funktionärsposten ehrenamtlich zu besetzen gestaltet sich als sehr schwierig. Auf der anderen Seite die Frage, können Vereine es sich leisten solch einen Posten zu besetzen? Hier gilt es Lösungen zu finden.
  • Das Thema Förderungen: Sollen nur noch Sportarten gefördert werden, die realistische olympische Medaillenchancen haben? Doch ist man sich den Folgewirkungen bewusst? Was passiert dann mit den Vereinen, die kein Geld mehr bekommen aber darauf angewiesen sind?