Es war Jürgen Müller, ehemaliger Fußball Profi, der selbst an Leukämie erkrankte und leider daran verstarb, der eine Idee hatte. Seine Vision war es, etwas Sinnvolles für die Menschen die nach ihm leben zu erschaffen. So entstand die Idee zum Kumplgut. Ohne ihn und seine Vision gäbe es das Kumplgut nicht. Jürgen hatte tolle Freunde und Partner, die von seinem Projekt begeistert waren – der Verein Emotion, der alles erschaffte. 2014 die Eröffnung und die Ernüchterung – niemand kam.
Wels, 03.06.17. - Bis vor wenigen Wochen wussten nur sehr wenige Menschen, wer oder was das Kumplgut ist. Florian Aichhorn, Geschäftsführer seit 1. Jänner 2017 ist kein Mensch, der lange in der Vergangenheit nach Fehlern sucht. Er hat die Agenden übernommen und sofort geändert, dass Kinder nicht alleine kommen sonder mit der ganzen Familie. Er hat erkannt, dass viel mehr Öffentlichkeitsarbeit getan werden muss. So erhöhten sich die 800 Zugriffe auf Facebook aktuell auf 160.000. Ein großes Stück Öffentlichkeitsarbeit gelang dem Kumplgut, als es zur Typisierungsaktion am 6. Mai einlud. Der Junge der die Stammzellen benötigt war mit seiner Familie zu Gast. Nachdem geklärt war, was nötig sei, war die Idee geboren, diese Aktion im Kumplgut statt finden zu lassen. 2.200 Menschen waren vor Ort um zu helfen. 35 Ärzte, die selber spenden wollten haben sich zur Verfügung gestellt und Blut abgenommen.
"Kinder aus ganz Europa können kommen."
"Die Kinderaugen funkeln und das ist das schöne an unserem Beruf"
Florian Aichhorn
Das Kumplgut ist keine medizinische Einrichtung sondern ein Erlebnishof, der Kindern zwischen 0 und 16 Jahren nach jeglicher schwerer Erkrankung (Transplantationen, Herz-OP, zystische Firbrose, Krebserkrankung), nach einem langen Krankenhausaufenthalt, einmal pro Jahr einen 14-tägigen, kostenlosen Urlaub, mit der gesamten Familie ermöglicht. Die 14 Tage müssen nicht auf einmal aufgebraucht werden. Im nächsten Jahr stehen wieder 14 Tage zur Verfügung und zwar so lange, bis das Kind 16 Jahre alt ist. Frühstück, Mittagessen und Abendessen sind dabei, sowie auch Snacks bei diversen Ausflügen. Kinder und Eltern werden 24 Stunden pädagogisch betreut. Die Kinder sind zwar die leidtragenden, doch können sie durch Ablenkung vergessen. Die Erwachsenen wissen, wie es eventuell weitergehen wird, was in der Zukunft noch auf die Familie zukommt und können nicht so einfach abschalten. Das Team des Kumplguts möchte die Familien wieder in die Zeit zurückbringen, bevor die schwere Diagnose gestellt wurde. Familien sollen gemeinsam eine schöne Zeit haben und Kinder sollen wieder Kinder sein dürfen.
Der Verein Emotion steht hinter dem Projekt. Er setzt sich aus großen Baufirmen zusammen. Ebenso beteiligt ist die Firma Felbermayr und Elektro Buder. Alles was auf den vorhandenen 16.000 Quadratmeter In- und Outdoor gebaut wurde, wurde von diesen Firmen unentgeltlich geschaffen. Der Verein Emotion und das Kumplgut sind unpolitisch. Der Vorteil ist, es kann geholfen werden ohne Vorgaben. Der Nachteil, es gibt keine staatlichen Subventionen. Dies bedeutet des weiteren, dass keine Steuern für das Kumplgut aufgewendet werden. Sie leben von Spenden, Sponsoren und Patenschaften. Jeder Cent wird doppelt und dreifach umgedreht. Aus diesem Grund wir auch zum Beispiel die Wäsche von den MitarbeiterInnen vor Ort gewaschen und gebügelt.
Ein weiterer großer Sponsor wurde Ikea. Aktuell werden Schauräume umgebaut und Waren die intakt sind aber nicht mehr verkauft werden können, darf sich das Kumplgut holen.
"Wir sind keine geschlossene Anstalt – es ist Jeder jederzeit willkommen."
"Jeder Mensch, egal welcher Herkunft, egal welcher Beruf, kann kommen. Niemand braucht sich schämen das in Anspruch zu nehmen."
Florian Aichhorn
Es wir gebastelt und musiziert. Therapiehunde und -pferde kommen ins Haus oder die Kinder werden hingebracht. Ausflüge stehen an der Tagesordnung, genauso wie das Boot fahren im Badeteich. Die große Grünanlage lädt ein, Thementage zu veranstalten, Zelte werden aufgebaut, ein Lagerfeuer wird gemacht, Würstel werden gegrillt und Stockbrot – einfach Kleinigkeiten, die für einen gesunden Menschen normal sind.
Im Haus stehen Rückzugsmöglichkeiten für Kinder und Erwachsene zur Verfügung. Des weiteren lädt ein großes Bastel- und Spielzimmer sowie ein Spielplatz mit allem was das Herz begehrt zum verweilen ein.
Der Krankenhausaufenthalt hinterlässt Spuren – nur weiße Wände, Ärzte die täglich kommen und Blut abnehmen, das Essen oft ungewürzt weil es die Krankheit erfordert. Dass ein Kind die Lebenslust verliert ist normal. Am Kumplgut gibt es fast keine weißen Wände, die Zimmern haben keine Nummern sondern Buchstaben. Kinder sollen hier aus diesem Alltag herausgerissen und wieder zurückgeführt werden. Dass das sehr gut gelingt, ist an den Kindern selber zu erkennen. Sie kommen fahl, eingefallen und von Tag zu Tag werden sie fitter und nehmen sogar zu. Gekocht wird mit regionalen Produkten und kindgerecht, soweit es medizinisch erlaubt ist.
Damit Kinder kommen können, müssen sie medizinisch entlassen sein. Das heißt, der Arzt erlaubt einen Urlaub. Familien fragen wie in einem Hotel an, bekommen die Zusage und reisen an. Es stehen acht Zimmer zur Verfügung, mit einer Maximalbelegung von 21 Betten. Alle Zimmer sind im Baukastensystem eingerichtet. Jedes Zimmer kann schnell umgebaut werden. So wird zum Beispiel aus einem Doppelbett mit Gitterbett ein Zimmer für einen Rollstuhlfahrer oder ein Jugendzimmer mit Schreibtisch. Jedes Zimmer ist mit einem Notfallknopf ausgestattet, damit sofort jemand vor Ort ist – wird der Alarm nicht innerhalb von 35 Sekunden quittiert, steht die Feuerwehr, die Rettung und der Notarztwagen vor der Tür.
Im Sommer ist das Haus voll ausgelastet, im restlichen Jahr ist die Auslastung eher gering. Warum ist das so? Bis vor wenigen Wochen, genau gesagt vor der Typisierungsaktion, hat das Kumplgut fast niemand gekannt. Der zweite Grund sind Lehrer und Direktoren Viele von denen haben kein Einsehen, dass einem Kind nach 30-40 Tagen Krankenhaus oder mehr, Erholung gut tun würde. Wenn Zimmer frei sind, können Familien jederzeit anreisen.
Das ganze Team sieht sich als Familie, die Gäste in ihrem Haus willkommen heißen. Die Familie sind sieben fest angestellte Personen, davon vier Pädagoginnen, eine Reinigungskraft, ein Koch und der Geschäftsführer. Die Pädagoginnen sind nicht nur Pädagoginnen, sie mähen auch den Rasen, malen aus und vieles mehr. Der Koch hackt zum Beispiel Holz wenn es sich dazwischen zeitlich ausgeht. Es gibt keine Hierarchien. Jeder ist gleich viel Wert und kann sich voll einbringen.
Zusätzlich sind drei freiwillige Herren für das Kumplgut im Einsatz. Sie erledigen Aufgaben, die sonst eher liegen bleiben. Hier ist kein einziger Tag wie der andere. Die Pädagoginnen richten sich auf Kinder zwischen 0 und 16 Jahre ein, die beschäftigt werden wollen. Dazu kommen die eventuellen Einschränkungen auf Grund der Krankheit. Florian möchte den Pool an Ehrenamtlichen erweitern. Aktionstage soll es geben, denn das Kumplgut möchte eine Beziehung zu den Ehrenamtlichen aufbauen. Des weiteren dürfen jederzeit Besucher das Kumplgut besuchen. Je mehr sich tut, desto besser. Jeder kann kommen, einen Kaffee trinken und sich alles anschauen.
Der naheliegendste Gedanke ist, sich mit Krankenhäusern zusammen zu schließen. Bei der Entlassung kann den Eltern ein Flyer mitgegeben werden. Daher wurde Florian in Krankenhäuser vorstellig. Darauf folgte die Ernüchterung. Es interessierte die Krankenhausleitung nicht. Danach starteten die Pädagoginnen vom Kumplgut eine spontane Aktion. Als Engerl verkleidet mit steril verpackten Teddybären fuhren sie vor Weihnachten in das Krankenhaus Wels und besuchten die Kinderstation. Das Personal, die Eltern, die Kinder – alle waren hin und weg. Prim. Priv. Doz. Dr. Bonfig, Leiter der Kinderstation kam dazu und Florian zeigte ihm, was das Kumplgut ist. Er wusste nicht, dass es so etwas gibt und war begeistert. Seither gibt es eine Kooperation mit dem Klinikum Wels. Das ist die einzige Kooperation bisher!
Ein Erfolgserlebnis ist jedes Mal, wenn sich ein Kind verabschiedet und die ganze Familie glücklich ist. Es kann auch vorkommen, dass der Urlaub abgebrochen werden muss, weil es der Zustand des Kindes nicht weiter zulässt. Natürlich kommen auch Kinder, die austherapiert sind und nicht mehr lange zu leben haben. Die MitarbeiterInnen sind in der Zeit Ersatzfreunde, für die Kinder und die Angehörigen. Es entsteht eine Bindung und die Schicksale gehen jedem einzelnen nahe. Wenn die Eltern es wünschen, bleibt der Kontakt bestehen. Mit dem Gedanken „wir ermöglichen noch einmal eine schöne Zeit für die gesamte Familie“ lassen sich auch traurige Geschichten leichter ertragen. Das Miteinander des ganzen Teams trägt zusätzlich dazu bei, dass Schicksale leichter verarbeitet werden können.
Florians emotionalster Moment: „Ein dreijähriger Junge mit Gehirntumor war mit seinem Bruder und seinen Eltern da. Er gilt aus aus therapiert. Ab dem dritten Tag ging es ihm schlechter und am achten Tag musste abgebrochen werden. Beim Abschied meinte er dann, er werde nicht mehr kommen, denn er wird sterben.“
Die Zebra Bowl (Charity Footballspiel, mehr Infos HIER) spendet dieses Jahr sein Geld an das Kumplgut. Im Internet wurde abgestimmt. Die Spende sollte einer Organisation zukommen, die nicht so bekannt ist und die Wahl viel auf das Kumplgut. Florian erfuhr erst letzte Woche davon. Er wird vor Ort sein und den Scheck übernehmen. Im Gegenzug möchte er die Mannschaften einladen, ein kleines Spiel am Kumplgut veranstalten, Grillen, usw. und sich so für die Spende bedanken. „Wir bekommen etwas, auch wir möchten im Gegenzug etwas für den Football Sport tun“.
„Am liebsten wäre mir, wir würden zu sperren, weil es keine kranken Kinder mehr gibt.“
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