Parkour und Freerunning erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Das nicht nur bei Hobbysportlern, sondern auch bei Profi-Athleten. Lukas „Luggi“ Steiner aus dem Tiroler Unterland zählt zu den besten seiner Zunft. Er erklärt Regionalsport „Le Parkour“, den Unterschied zum Freerunning und wie wir gemeinsam einen Meilenstein in der Gesundheitsprävention unserer Nachkommen setzen können. Weiters erzählt Lukas Steiner, wer sein Leben verändert hat und worum es ihm wirklich geht.
„Der Anspruch auf methodische Richtigkeit ist der Beginn der eingeschränkten Entwicklung! Ziele können uns Erstaunliches vollbringen lassen und zugleich unseren Ursprung zerstören: das Menschsein. Nimm dir auch mal Zeit, ziellos zu sein ... einfach zu SEIN!“ Lukas Steiner.
In meinem Leben hat sich in den letzten Monaten sehr viel geändert. Vor allem, was mir Parkour und Freerunning emotional bedeuten. Früher hätte ich sofort gesagt: „Das Gefühl zu fliegen, die Stimmung bei der ,Art of Motion‘ und das Adrenalin vor einem Bewerb!“ Doch das ist mittlerweile alles sehr verblasst. Für mich sind Parkour und Freerunning zu einer Art Lebensbegleiter – einem Leitfaden für mein Leben – geworden. Das Auflösen von Grenzen und Strukturen hat sich in mein Dasein gebrannt. Wie auch das Querschlagen. Für mich zählen jetzt andere Werte. Mir sind die Menschen und Tiere in meiner Umgebung und die Zufriedenheit im Leben wichtig geworden.
Vom Youtuber zu Red Bull Art of Motion
Angefangen hat bei mir das Freerunning, als ich ein Kind war. Mein Vater gehörte dem Turnverein Wattens an, war am Hallenbau sehr stark beteiligt. Dadurch war mir ein ständiger Zugang in die Halle möglich. Ich fing an, Saltos zu springen und leckte Blut an dieser Bewegung. Schnell machte ich Stunts aus Actionfilmen nach und stellte ein Video online. Da ich einer der Ersten in Tirol, wenn nicht sogar österreichweit war, der diese Art von Bewegung praktizierte, verbreitete sich das Video rasant. Das waren die Anfänge. Früher hieß die Sportart Xtreme Martial Arts.
2007 wurde ich von Red Bull eingeladen, um in Wien an der Red Bull Art of Motion mitzumachen. Von da an waren Parkour und Freerunning ein ständiger Begleiter in meinem Leben
Wie entstand Parkour und was sind die Unterschiede zum Freerunning?
Parkour hatte seinen Ursprung Anfang der 1920er-Jahre in Frankreich. Früher erklärte Parkour die effiziente Fluchttechnik eines Soldaten. Dabei geht es um die Trainingsmethode, „Méthode Naturelle“: ein körperliches und geistiges Training, das Ausdauer, Kraft und Geschicklichkeit vereint und auf natürlichem Terrain passiert. David Belle war es schließlich, der „Le Parkour“ Ende der 80er-Jahre bekannt machte. Freerunning ist eine eigene Disziplin, deren Techniken sich zum Teil mit Parkour überschneiden. Sozusagen die akrobatische Fortbewegung, bei der Effizienz keine Rolle spielt, sondern die Kreativität sehr wichtig ist. Einer der bekanntesten Freerunner und Gründer der Szene ist Sébastian Foucan. Er inszenierte die spektakuläre Verfolgungsjagd im James-Bond-Film „Casino Royale“. Vor 15 Jahren gab es nur ein paar wenige Athleten in Tirol, Wien und Vorarlberg, doch in den letzten zehn Jahren ist die Freerun- und Parkour-Szene in Österreich explodiert. Ich denke, der Aufwärtstrend in der Szene liegt unter anderem daran, dass es bei den Freestyle-Sportarten nicht ausschließlich um Topplatzierungen geht. Der Trend geht zwar in Richtung Profisport, doch auffallend ist, dass jeder die höchste Qualität und das gleiche Ausmaß an Training und Betreuung bekommt, egal auf welchem Level er sich befindet. Mit der 4 Elements Academy waren wir die Ersten in Österreich, die einen Freerunning- und Parkour-Park gebaut haben. Das war 2005, und seit 2013 werden in ganz Österreich solche Parks eröffnet. Nicht nur bei den Hobbysportlern, sondern auch in den Reihen der Profisportler findet das Parkour- und Freerunning-Training großen Zuspruch. Wir in der 4 Elements Academy in Wattens betreuen viele Skispringer und Skifahrer, denn unser Training hat sehr viel mit Koordination zu tun.
Für mich ist es eine Herzenssache, mit dem Vorurteil aufzuräumen, Parkour oder Freerunning sei gesundheitsschädlich. Denn wie bei jeder Sportart auch, ist es ein Trainingsprozess – man fängt klein an und arbeitet sich zu großen Herausforderungen hin. Eigentlich sollte jeder diese Sportart machen, denn sie ist extrem umfassend. Turnen ist vergleichbar, allerdings gibt es beim Freerunning und Parkour keine Einschränkungen, sondern Kreativität ist gefragt.
Regionalsport: Abgesehen von deinen sportlichen Leistungen, Rekorde, etc., was war dein größter Erfolg bisher?
Lukas Steiner: Als ich für mich selber begriffen und gefühlt habe, dass es nicht darum geht, immer an der Spitze zu sein, sondern darum, an seinen eigenen Potenzialen zu arbeiten, das Grundverständnis für eine neue Art von Bewegung zu entwickeln und das Ganze in das eigene Leben sowie in den Beruf, egal in welchen, zu integrieren. Diese Dinge sind für mich mehr wert als alle Auszeichnungen.
Regionalsport: Warum hast du dich aus der Szene etwas zurückgezogen und mit dem Wettkämpfen aufgehört?
Lukas Steiner: Früher waren Freerunning und Parkour-Lauf Nischensportarten. Zum Teil sind sie das heute noch. Dieser Sport soll für eine interpersonelle Leistungsentwicklung sorgen sowie Respekt und Offenheit für alles und jeden verkörpern. Nur ist das leider nie passiert. Dazu kam, dass einige dabei waren, die andere – wegen der Möglichkeit, durch Freerunning und Parkour Geld zu verdienen – ausbooteten. Das war und ist nicht meine Philosophie.
Mit den Wettkämpfen hörte ich aufgrund meiner längeren verletzungsbedingten Pause auf und weil ich meinen Berufmit den Wettkampfvorbereitungen nicht vereinbaren konnte.
Regionalsport: Wie soll sich der Sport nach deinen Vorstellungen entwickeln?
Lukas Steiner: Mein Wunsch ist, dass sich die Wertschätzung für diese Sportart steigert, sie sinnvoll integriert wird und dass Fitness und Parkour ineinanderfließen.
Regionalsport: Hast du deshalb die 4 Elements Academy gegründet?
Lukas Steiner: Eigentlich schon, ja. Mir geht es dabei um die ganzheitliche Entwicklung unserer Kunden. 2005 habe ich mit der Academy angefangen, und der Name ist bei uns Programm.
Regionalsport: Du selbst und dein Team halten einige Rekorde.
Lukas Steiner: Das stimmt, ich selbst halte ihn bis jetzt mit dem längsten Backflip, über 4,26 Meter. Auf der FIBO in Köln stellten wir 2015 drei weitere Weltrekorde auf. Der erste gelang uns mit 51 gezählten (gesamt 73) Backflips von zehn Personen innerhalb einer Minute. Den nächsten stellte Guido Reiter mit einem Sitflip über 5,471 Meter auf und den dritten Weltrekord machte Lorenz Wetscher mit einem 3,1 Meter weiten Sprung aus dem Stand zwischen zwei Objekten.
Regionalsport: Was war dein schönster Moment bisher?
Lukas Steiner: Ich würde es als sinnvollste Entscheidung in meinem Leben beschreiben, als wir unsere Hunde mit nach Hause genommen haben. Die haben mich aus dem „Worcaholic-Dasein“ rausgerissen, denn sie zwingen einen dazu, bewusster durch das Leben zu gehen. Ich kann mit Recht behaupten, dass mein Hund Rico mir das Leben gerettet hat und mir gezeigt hat, wie es geht, das wunderschöne Leben zu genießen.
„Mir geht es nur noch darum, etwas zu tun, wobei ich ein gutes Gefühl habe!“ Lukas Steiner.
Regionalsport: Deine Hunde haben dich zum Umdenken bewegt?
Lukas Steiner: Das ist richtig. Daraus entsprang die Idee mit der „Fittesten Schule Tirols“ zusammen mit Profi-Bodybuilder Wolfgang Aigner. Uns war und ist die Wiedervermittlung der Lebensfreude wichtig. Wir möchten etwas von uns geben und nach unseren Werten arbeiten. Wir machten uns damals über nichts Gedanken und finanzierten alles selbst. Mir geht es nur noch darum, etwas zu tun, wobei ich ein gutes Gefühl habe. Irgendwie kam es dann dazu, dass unter anderem die Strabag und die Raiffeisenbank mit einstiegen, denn aus dieser Schultour ist ein sehr großes Projekt geworden. Über 150 Schulen mit über 3.000 Schülern nahmen und nehmen daran teil.
Der Fokus liegt bei der Gratis-Schulung der Lehrer, wie sie das Freerunning in den Schulalltag integrieren können. Als Folgeprojekt wäre die Idee denkbar, die „fitteste Gemeinde“ oder die „fitteste Stadt“ zu suchen. Dabei würden wir einen ganzen Tag lang in einem Ort Programm machen. Natürlich wäre das österreichweit interessant.
„Zum ersten Mal in meinem Leben steht die Verwirklichung einer meiner Träume bevor: eine komplett eigene Immobilie zu besitzen, in der ich meine Ideen anbieten kann. Im September wird es aller Voraussicht so weit sein.“ Lukas Steiner.
Fitteste Schule Tirols
Bewegungsmangel-Erkrankungen, rückläufige Leistungsfähigkeit der breiten Masse unserer Bevölkerung und fehlende Alternativen zu starren Bewegungsangeboten: Anstatt darüber zu debattieren, entschlossen sich die Projektinitiatoren Wolfgang Aigner und Lukas Steiner, zu handeln.
Bis Ende 2017 werden für über 100 Schulklassen in ganz Tirol Workshops abgehalten. Thema ist die effiziente und kreative Form der Fortbewegung auf einem speziell erstellten Parcours mit den innovativen Geräten der Firma Cube Sports und top ausgebildeten Trainern der 4 Elements Academy. Jede Schulklasse wird im Anschluss an die Workshops mit wertvollen Tipps und Unterlagen zum weiteren Üben und Trainieren versorgt. Im Laufe des Projekts können die Klassen an drei verschiedenen Wettkampftagen gegeneinander antreten. Die beste Zeit der jeweils gesamten Klasse verschafft ihrer Schule ein brandneues Cube Sports Set für den Turnunterricht, bereitgestellt von der Firma Strabag.
Es handelt sich um ein uneigennütziges Projekt, welches von Wolfgang Aigner, Lukas Steiner, der 4 Elements Academy sowie der Strabag und Cube Sports finanziert und vom Landesschulrat unterstützt wird. Das Engagement von weiteren Sponsoren würde die Angebotspalette für über 3.000 Schüler in ganz Tirol erweitern. Wenn Sie dieses einzigartige Projekt unterstützen wollen, melden Sie sich unter office@lukassteiner.at.
„Gemeinsam können wir einen weiteren Meilenstein in der Gesundheitsprävention unserer Nachkommen setzen!“ Lukas Steiner
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