Die in Angerberg aufgewachsenen Nicole Billa spielt seit vier Jahren im Frauennational-team. Bis 2010 gehörte die 21 jährige Stürmerin dem SV Angerberg an, danach spielte sie drei Jahre für den FC Wacker Innsbruck, weitere zwei Jahre für den FSK St. Pölten und seit 2015 für den TSG 1899 Hoffenheim. 2017 ging für Nicole, die mittlerweile in Deutschland wohnhaft ist, ein „Sommermärchen“ in Erfüllung. Bei der UEFA Women s Euro 2017 in den Niederlanden gelang ihr mit dem österreichischen Frauen-Nationalteam der dritte Platz. In Österreich und Deutschland wurden sie als Siegerinnen der Herzen gefeiert und der Frauenfußball ist seither in aller Munde. Im Interview erzählte sie Sportredakteur Erwin Hofbauer über ihre Anfänge, wie es ihr bei der Euro erging und wie sie einen 40 Stunden Job, Ausbildung und Fußball unter einen Hut bringt.
Erwin Hofbauer: Wann hast du mit dem Fußballspielen angefangen?
Nicole Billa: Ich habe im Alter von fünf Jahren angefangen Fußball zu spielen. Ich war fast jedes Wochenende am Fußballplatz von Angerberg, da mein Vater und Bruder selber Fußball spielten und mein Vater auch noch Trainer war.
Erwin Hofbauer: Kannst du vom Fußball leben?
Nicole Billa: (Lacht) Es würde sich ausgehen, aber um etwas sparen zu können und für das zweite Standbein nach der Fußballkarriere, gehe ich einer 40 Stunden Arbeit nach und mache nebenbei eine Ausbildung zur Erzieherin. Zusätzlich nehme ich fünf bis sechsmal in der Woche beim Fußballtraining teil. Die Spiele kommen dann noch dazu.
Erwin Hofbauer: Wann wurdest du in das Nationalteam einberufen?
Nicole Billa: Ich war 15 Jahre alt, als ich in das Nachwuchs-Nationalteam aufgenommen wurde. Mit 17 kam ich in das A-Team.
Erwin Hofbauer: Merkst du seit der Euro einen Unterschied im Team zwischen dem wie es vorher war?
Nicole Billa: Nein, ich merke keinen Unterschied. Wir waren bereits vorher ein cooles Team aber das haben wir vorher schon gewusst (lacht), nur bei der Euro konnten wir erst zeigen wer wir wirklich sind.
Erwin Hofbauer: Seit wann spielt ihr mit diesem Kader?
Nicole Billa: Mit dem Grundstamm seit drei bis vier Jahren.
Erwin Hofbauer: Wie war für dich die Euro?
Nicole Billa: Es war für mich und uns eine Ehre überhaupt bei einer Euro spielen zu dürfen und eine dermaßen enorme Aufmerksamkeit zu bekommen. Die Menschen haben gesehen, was wir nach einer jahrelangen Arbeit erreichen konnten. Im Grunde wären wir mit zwei Punkten schon zufrieden gewesen, aber der dritte Platz ist echt der Hammer. Schöner hätte es nicht laufen können.
Erwin Hofbauer: Was ging in dir vor, als du verletzt vom Platz musstest?
Nicole Billa: Ich hoffte nur, dass nichts gebrochen oder Schlimmeres passiert ist. Im Krankenwagen musst der Laptop eingeschalten werden, weil ich das Spiel sehen und mit meinen Mädls mitfiebern wollte.
Erwin Hofbauer: Stimmt es, dass ihr eure Trikots nicht tauschen konntet, da ihr nur wenige besitzt?
Nicole Billa: Prinzipiell stimmt es, weil wir nur vier Trikots mit Namen gehabt haben. Da mussten wir aufpassen, weil wenn eines zum Beispiel blutig ist, dann sind nur noch drei übrig. Vor allem war es eine Ehre endlich Trikots mit Namen zu haben.
Erwin Hofbauer: Ändert sich im Frauennationalteam nach der erfolgreichen Euro etwas?
Nicole Billa: Wir werden es sehen, ob mehr Unterstützung kommt. Wir bleiben am Boden. Im September beginnt die WM-Quali und die möchten wir gut abschließen.
Erwin Hofbauer: Hattest du einen Plan-B für deine sportliche Zukunft?
Nicole Billa: Ich weiß nicht, was gewesen wäre. Beruflich stehen mir nach der Ausbildung viele Türen offen und das ist mir wichtig. Für mich ist Fußball eine Lebenseinstellung, weil sonst würde ich den enormen Zeitaufwand, wie Arbeit, Ausbildung und Sport, nicht betreiben. Mit Sicherheit ist Fußball für mich vom Hobby zum Beruf geworden.
Erwin Hofbauer: Kannst du davon irgendwann deinen Lebensunterhalt finanzieren?
Nicole Billa: Ich glaube, als Frau ist es im Fußball immer noch schwer, für später etwas aufzuheben. Es gibt sehr wenige Frauen, die das können und die meisten von denen haben neben dem Sport sehr gute Werbeverträge.
Erwin Hofbauer: Wie ist es für dich, wenn du merkst was deine männlichen Fußballkollegen verdienen und was ihr im Fußball verdient?
Nicole Billa: Das kann man überhaupt nicht vergleichen. Die Männer haben einen ganz anderen medialen Druck und eine ganz andere öffentliche Aufmerksamkeit als wie wir.
Erwin Hofbauer: Ihr spielt als Nationalteam genauso oft zusammen wie die Männer. Warum seid ihr als Mannschaft erfolgreicher als die Männer? Was zeichnet euch aus?
Nicole Billa: Uns zeichnet das Kollektiv aus und, dass jeder für jeden läuft. Bei den Männern glaube ich, ist es nicht einfach mit dem bereits erwähnten Druck umzugehen.
Erwin Hofbauer: Hast du Vorbilder und noch andere Hobbys außer Fußball?
Nicole Billa: Ein Idol habe ich nicht. Ich bin gern in der Natur, reise gerne und betrieb früher in Wörgl Kickboxen.
Erwin Hofbauer: An welchen Moment erinnerst du dich am liebsten in deiner Fußballkarriere zurück?
Nicole Billa: Das war auf jeden Fall die Europameisterschaft.
Erwin Hofbauer: Was sind deine nächsten Ziele?
Nicole Billa: Ich möchte die WM-Quali gut abschließen und mich mit meiner Mannschaft, TSG 1899 Hoffenheim, wieder im Mittelfeld positionieren können.
Interview war im August 2017 das Titelbild wurde vom ÖFB zur Verfügung gestellt.