Integration im Sport:

Mansata Cisse‘ und Semykin Mykyta bereichern die Tiroler Basketball Landesliga

Text: Hans Licha & Michael Grohs

Fotos: silverminers.net, regionalsport.at

Im Juni 2014 erfuhr die Sektion Basketball des Sportvereins Olympisches Dorf, dass ein 2,05 Meter großer Basketballer aus dem Senegal vom zentralen Flüchtlingsheim in Traiskirchen nach Innsbruck verlegt werden soll. Da der junge Mann sogar mit dem dortigen A-Liga-Klub trainierte, waren alle beim SVO sehr gespannt. Genauso erging es ein Jahr später dem in der selben Liga spielenden Silverminers in Schwaz. Ein 20 Jahre junger Mann aus der Ukraine landete nach seinem Asylantrag ausgerechnet am Weerberg. Auch er hatte bereits in der Ukrainischen Top Liga Erfahrung.

In Schwaz wie in Innsbruck waren von Anfang an jeweils beide Seiten voneinander beeindruckt. „Dass mich alle im SVO-Team schon nach dem ersten Training rückhaltlos akzeptiert haben und mir auf allen Ebenen zu Hilfe kamen, hat mich positiv überrascht, wie auch das große Potential, das in diesem Team steckt“, lobt Mansata seine Teamkameraden. Diese geben das Lob zurück: „Ein Rohdiamant! Was aber noch wichtiger ist: Er ist ein total netter Kerl, geradlinig und verlässlich!“ Noch erfreulicher: Beim Training im Volksschulprojekt des TBV, zu dem Mansata als Helfer engagiert wurde, zeigte sich, dass Mansata auf die Basketballkinder der VS Saggen (Siebererschule) eine „Magnetwirkung“ hat. Das Dribbel-Spiel „Wer fürchtet sich vor´m schwarzen Mann?“ wurde zum Schlager.

 

Sportlich gesehen hat Mansata in seinem ersten Jahr für den SVO voll eingeschlagen: Der Tiroler- und der Westliga- Meistertitel 2014/15 sind durchaus auch ihm zu verdanken. Allerdings musste der 19-Jährige erkennen, dass er zwar ein großes Potential hat, dass es aber doch seine Zeit dauert, bis man dieses Potential auch am Spielfeld auch voll umsetzen kann. Die fehlende Spielerfahrung – Mansata absolvierte seine ersten Meisterschaftsspiele erst in Tirol, im Senegal hat er nur mit einem US-Coach trainiert, was immer noch sein Problem und der SVO-Trainer ist. Dazu kam Anfang November leider ein Rückschlag: eine schwere Verletzung! Reboundkampf im Training, Bein an Bein, Hebelwirkung und: Mansata erlitt einen Schien- und Wadenbeinbruch. Seine gut verlaufene OP und beste Versorgung durch die Tilak-Ärzte, Therapeuten und Ex-Basketballer Dr. Schahin Dehbalaie, sowie die Aussicht auf eine Lehrlingsstelle zeigen: Sport und Integration gehen Hand in Hand.

 

Etwas jünger die Geschichte von Mykyta in Schwaz. Dieser steht erst seit der laufenden Saison nach überraschend zügiger Freigabe des Ukrainischen Verbandes für die Silverminers am Parkett. Frisch vermählt kam der 20jährige mit seiner Frau ohne Aussichten im Heimatland nach Österreich. In der Hoffnung bald in Vorarlberg in der Nähe seiner dort verheirateten Mutter Fuß fassen zu können, landete das junge Paar ausgerechnet in der Unterkunft am Weerberg. Da einige Spieler aus Wattens und Coach Bernhard Kaufmann gar aus Innsbruck zu jedem Training nach Schwaz pendeln, waren Mitfahrgelegenheiten schnell gefunden und ein neuer Silverminer im Team.

Nikita, wie er lieber genannt wird, hat in der Ukraine bereits Basketball gespielt, wohl auf höherem Niveau als der Tiroler Landesliga. So war es für die Silverminers neben dem menschlichen auch ein sportlicher Glücksfall als es gelang den jungen Ukrainer ins Team zu holen.

Auf sportlicher wie persönlicher Ebene hat das neue Teammitglied neuen Schwung in das Team gebracht. Die Verständigung ist noch schwierig aber wird von Mal zu Mal besser. Denn im Gegensatz zur vorübergehenden Heimat am Weerberg, wo insgesamt knapp 30 Asylwerber leben, bietet das Team der Silverminers weit mehr Möglichkeiten Anschluss zu finden, in Kontakt mit gleichaltrigen und gleichgesinnten zu kommen und vor allem Deutsch zu lernen. Denn ohne muttersprachliche Gesprächspartner ist das schlichtweg schwierig.

Durch den gemeinsamen Nenner Basketball geht das nun umso leichter. Prinzipiell weiß Nikita was am Barket zu tun ist, versteht die grundlegenden Anweisungen und Spielsysteme auch ohne die Sprache gut zu verstehen. Ein erster Schritt ist somit getan, eine erste Basis geschaffen, die die weiteren Schritte erleichtert. Weitere Gespräche mit Trainer und Kollegen fördert die sprachliche und persönliche Entwicklung enorm. So konnte schon nach wenigen Wochen Nikita auch verbal wertvollen Input bringen und mit seinen gleichaltrigen Teamkollegen auch mal über Dinge reden über die man mit zwanzig ebenso reden will. Auch abseits des Basketballs.

Wie es gerade in Nikitas Fall weiter gehen wird steht wohl noch in den Sternen. Ob er in den Krieg ziehen muss oder nach Vorarlberg zur Mutter und vielleicht in die zweite Basketball Bundesliga darf, es bleibt zu wünschen, dass er und Cisse‘ nicht die letzten Beispiele für gelebte Integration mit und durch den Sport bleiben und wir noch einige solcher Geschichten erleben dürfen.