Johann Ledermair`s Weg in die spektakulärste Rennserie Europas

Johann Ledermair erzählt im Regionalsport Interview über Neuanfänge, seine „15köpfige Familie“ und über seinen Weg in die BOSS GP2 Serie.

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@ Johann Ledermair

 

Name: Johann Ledermair

Geboren am: 23.09.1991

Wohnort: Schwaz

Erfolge: neben unzähligen schnellsten Runden und ersten Plätzen wurde er 2012 Meister in der Masters-Klasse Formel Renault 3,5 und 2014 Dritter im Gesamtrang Open-plus Formula-Klasse mit GP2

Motto: „Der Zweite ist der erste Verlierer!“

RSP.: Vor 21 Jahren hast du mit dem Go Kart fahren angefangen. Wie war dein Weg in den Formelsport?

Johann: Ich hatte damals bereits die Unterstützung von meinem Vater, Förderern und Sponsoren. Im Kart war ich erfolgreich. Ich wurde fünfmal Tiroler Meister, danach Staatsmeister was mir den Weg auf das internationale Bankett öffnete. Vom Werksfahrer in einem Team gelang mir der Sprung in den Formelsport. Zu dieser Zeit war ich 15/16 Jahre alt.

 

RSP.: War das Formel ADAC?

Johann: Richtig, ich war dort Teamfahrer. Am Anfang blieben die Erfolge aus. Ich beschloss, wie bereits in den Anfangsjahren, alles selber zu machen. Mit meinem eigenen Team und es funktionierte. 2010 wurde ich Vize-Europameister.

 

RSP.: Wann wurdest du BOSS (Big Open Single Seater) GP Fahrer?

Johann: Nach dem Erfolg in der Formel ADAC war der Weg zum Porschecup geebnet. Erneut fuhr ich in einem anderen Team. Obwohl ich bester Rookie war, blieben die richtigen Erfolge aus. Mitunter waren interne Diskrepanzen daran Schuld. Das veranlasst mich dazu, komplett von neu an zu starten. Das war 2011/12.

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RSP.: Dein Team, welches dich seit Anbeginn an begleitete, blieb?

Johann: Stimmt genau. Zusammen mit meinem Vater und meinem Team bauten wir unseren Rennstall komplett neu auf. Mittlerweile sind wir eine Mannschaft die aus 15 Personen besteht. Alle arbeiten unentgeltlich und meistens früh am Morgen oder in der Nacht, denn jeder ist voll berufstätig.

Wir sind wie eine große Familie. Jeder ist mit vollem Einsatz, Elan und Leidenschaft mit dabei. Jeder strebt das gleiche Ziel, den Sieg, an. Es macht Spaß mit ihnen zu Arbeiten.

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Johann Ledermair`s Team. @Johann Ledermair

RSP.: Gibt es bei euch so etwas wie eine Zwischensaison?

Johann: Eigentlich nicht. Nach dem letzten Rennen oder den letzten Testfahrten im November wird das Auto in jede einzelne Schraube zerlegt. Danach hat jeder etwa drei bis vier Wochen Urlaub. Ab Jänner wird wieder jeden Tag am Auto gearbeitet, denn die Sicherheit geht vor und wir vergewissern uns, dass alles im besten Zustand ist. Solche Arbeiten, auch Revisionsarbeiten, dauern von Jänner bis März/April.

 

RSP.: Das Auto ist also immer am neuesten Stand?

Johann: Richtig. Früher hatten wir Probleme mit der Teilebeschaffung, denn oftmals waren die Lieferstandorte Frankreich, England oder Italien. Manchmal waren Teile nicht lieferbar oder nicht auf Lager. Teilweise benötigten wir Sonderanfertigungen, was zusätzlich die Problematik erschwerte. Mittlerweile ist das dank Erwin Grud, unserem Technischer Koordinator und David Laucher, unserm Chefmechaniker, kein Problem mehr.

 

RSP.: Die BOSS GP Serie ist die schnellste Rennserie Europas. Zum Teil fahren Formel 1 Boliden mit. Wäre für dich die F1 ein Thema?

Johann: Es war einmal ein Thema. Finanziell ist das zur Zeit nicht möglich. Bei uns in der BOSS Serie fahren die F1 Autos in einer anderen Wertungskategorie. Ich bin in der Formula-Wertung. Dort sind die meisten Fahrzeuge GP2-Boliden. Trotzdem haben die F1 Autos zu kämpfen um mit meiner Geschwindigkeit mithalten zu können.

 

RSP.: Warum wird die BOSS GP Serie als spektakulärste Rennserie Europas bezeichnet?

Johann: Weil wir die schnellste Serie Europas sind. Es werden aktionsreiche Rennen geboten. Ich kann jedem nur empfehlen, ein solches Rennen einmal hautnah mitzuerleben. Dort wird Motorsport pur geboten. Es sind die schnellsten Autos in Europa am Start. Schließlich sind wir die Unterstufe der Formel 1.

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RSP.: Hast du eine Lieblingsstrecke?

Johann: Den Red Bull Ring mag ich am meisten. Leider steht der heuer nicht am Programm. Die Rennen in Assen, die Gamma Racing Days, gefallen mir auch sehr. Wenn du dir vorstellst, an einem Renntag sind dort zwischen 100.000 und 120.000 Zuschauer anwesend. Das Rennen in Zandvoort finde ich immer spannend. Die Strecke befindet sich direkt am Meer und zwischen den Dünen. Das Wetter ist sehr unbeständig und wenn Sand auf der Strecke liegt, ist der Grip nicht wirklich gut.

 

RSP.: Wie bereitest du dich körperlich auf die Rennen vor?

Johann: Zusammen mit meinem Trainer Oliver Saringer. Ich gehe gerne laufen, in die Berge und verbringe die Zeit in der Natur. In der Kraftkammer bin ich nicht sehr viel. Ich will mein Leistungsgewicht nicht zu sehr aufbauen.

 

RSP.: Was zählt mehr: Die körperliche Fitness oder die mentale Stärke?

Johann: Beides ist voneinander abhängig. Bei den Rennen muss ich mich total konzentrieren. Wenn ich körperlich nicht fit bin, lässt die Konzentration nach und das hat in einem Rennauto, mit 330 km/h schlimme Folgen. Wenn du physisch nicht fit bist, hast du in diesem Auto nichts verloren.

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RSP.: Wer ist in den letzten Augenblicken vor einem Rennstart bei dir?

Johann: David Laucher, der bleibt bis zum Schluss, denn er startet das Auto. Vorher sind noch mein Ingenieur und Oliver Saringer bei mir.

 

RSP.: Gibt es jemanden in deinem Team der dir besonders nahe steht?

Johann: Das ist schwierig zu sagen. Alle sind absolut wichtig und ich möchte keinen missen. Sicher, es gibt Männer die haben eine Führungsposition aber wir alle sind eine Familie geworden. Nicht zu vergessen sind die Fans, Gönner und Sponsoren.

 

RSP.: Hast du vor einem Rennen ein Ritual?

Johann: Eine Stunde vor dem Rennstart ziehe ich mich mit Oliver in meinem Truck zurück und bereite mich vor. Sobald ich im Auto sitze werden nur noch kurze Strategien durchgegangen. Danach überwiegt die Vorfreude sowie die Anspannung und ich konzentriere mich nur noch auf das Rennen.

 

RSP.: Wird in dieser Rennserie/Klasse noch über Geld gesprochen?

Johann: Geld ist im Motorsport immer ein Thema, darüber wird aber nicht gesprochen. Was zählt sind die Leistungen, gute Zeiten und jeder hofft über gute Ergebnisse ein Sprungbrett in eine andere starke Serie zu erwischen.

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RSP.: Hast du jemals an das Aufhören oder Aufgeben gedacht?

Johann: An das Aufgeben oder an das Aufhören habe ich nie gedacht. Nur einmal hatte es den Anschein, dass ich mit dem Rennfahren aufhören muss. Das war nach einem Schiunfall. Egal wie schwer es war, ich habe mich immer durchgekämpft. Ich bin sehr ehrgeizig. Für mich gibt es nur den Motorsport.

 

RSP.: Was bedeutet dir das Rennen fahren?

Johann: Das Rennen fahren ist für mich mein Leben. Seit ich ein Kind war, stand quasi fest, dass ich den Motorsport zum Beruf bringen will, auch wenn es nicht einfach ist.

Ich war ständig ein Mittläufer; in der Schule, beim Ski fahren, im Sport generell und auch im Motorrad fahren. Beim Rennfahren fühle ich das Auto, ich höre jedes Klappern und weiß, dass ich mich mit dem Auto im Grenzbereich bewegen kann. Dafür habe ich keine Hürden gescheut. Ich habe alles zurückgedreht, meine komplette Jugend, was für mich kein Problem war. In der Schule hatte ich viele Fehlstunden und habe während den Rennwochenenden alles nachgelernt und mich nie rausgeredet, weil ich nicht da war.

 

RSP.: Du liebst es, wenn du dich mit den anderen Rennfahrern matchen kannst?

Johann: Genau das macht für mich das Rennfahren aus. Im Podiumskampf kämpfe ich bis auf den letzten Meter. Ich probiere alles, auch wenn es sein kann, dass ich dadurch ausfalle. Zeiten- und Runden fahren gehören dazu, aber spannend wird es erst, wenn du drei oder vier Fahrer hinter dir hast, die dich ständig anbohren.

 

RSP.: Besteht die Möglichkeit, in deiner Rennklasse vom Rennsport leben zu können?

Johann: Das ist sehr schwer. Dazu müsste ich als Werksfahrer, Testfahrer oder Teamfahrer in einem Team aufgenommen werden.

 

RSP.: Das heißt, du hättest dann ein fremdes Team um dich herum. Würdest du das dann überhaupt machen?

Johann: Nur wenn ich mein Team integrieren kann.

 

Stans am 10. Mai 2017