Auf lockerem Sattel und mit losen Zügeln

Bonanza. Coole Typen mit Revolver. Staubige Böden. Saloon.

Das sind einige Schlagwörter die einem in den Sinn kommen, wenn von Westernreiten gesprochen wird. Zum Teil wird es nach wie vor belächelt und nicht als Reitart die viel Einfühlungsvermögen und Vertrauen voraussetzt angesehen. Das Team von Regionalsport besuchte Jürgen und seine Lucky Horse Ranche auf der Mühlviertler Alm. Auch unser Chefredakteur – der sich Lasso schwingende Cowboys erwartete – wurde auf den Boden der Realität geholt....

Foto: Jürgen Luger
Foto: Jürgen Luger

Im Jahr 1982/1983 brachte Jean Claude Dysli das erste Quarter Horse und somit das Westernreiten nach Europa. Anfangs handelte es sich dabei um einen anderen Reitstil und wurde nicht weiter ernst genommen. Die Turniere dazu haben sich erst entwickelt.

 

Die Vorführungen des "Cowboys" wurden eher als Zirkusnummern denn als ernsthafte Reiterei gesehen. Immerhin gab man ihm die Chance, an einer Grossveranstaltung in Basel vor der versammelten Créme des Schweizer Pferdesports sein Können zu zeigen. Zuerst ritt er den Hengst in der klassisch kalifornischen Zäumung auf Kandare in einer traditionellen kalifornischen Dressur, danach zeigte er ein europäisches M-Dressurprogramm in der gebisslosen klassischen Hackamore und schliesslich als Working Cow Horse ohne jede Zäumung am Kopf. Und dies alles mit demselben Pferd ! Jetzt wurde er ernst genommen (www.jcdysli.de).

 

Für Reitanfänger mag das Westernreiten einfacher sein,

da hier die Pferde kleiner sind.

 

 

Geritten wurde auf Pferden, die in Österreich heimisch waren. Auch hier war Dysli derjenige, der die amerikanischen Pferde importierte. Ab dem Jahr 1990 war das Westernreiten in aller Munde und die Nachfrage stieg stark an. Hierzulande wurde diese Art zu reiten nie als Arbeitsreitweise eingesetzt. Die Rinder waren in Stallhaltung untergebracht, somit benötigte niemand einen Cowboy. Heutzutage wäre diese Art Rinder einzufangen aus Tierschutz Sicht undenkbar. Wettkämpfe, zu denen Rinder mit dem Lasso gefangen werden müssen, sind in Österreich illegal.

 

Pferdebesitzer sind zu 70 % Frauen

Turniere reiten bis zu 80 % Männer

 

Es geht nicht ums posen

Westernreiten ist sehr beliebt im Bereich des Hobby-Reitsportes. Es ist dafür ausgelegt, dass viele Stunden im Sattel verbracht werden, die Gewichtsverteilung ist auf Grund des Sattels besser und die Zügel sind nicht ständig auf Spannung, was ein gemütlicheres reiten ermöglicht.

Die Anhänger des englischen Reitstiles legen eher Wert auf Stil und Anmut, wurde dies doch in der k.u.k. Zeit verwendet um sich und seinen Besitz zu präsentieren. Das Grundschema beim Englischen reiten ist für jeden Reiter das selbe, denn bei einem Turnier wird der Reiter und die Art wie er seine Hilfen gibt bewertet.

Beim Westernreiten steht das Pferd im Vordergrund. Vereinfacht gesagt ist es egal, wie der Reiter am Pferd sitzt. Wichtig ist, dass das Pferd das macht, was von ihm gefordert wird, dabei spielt es keine Rolle ob der Cowboy das Pferd mit den Schenkeln oder der Stimme anweist.

Es sind dies zwei Stile, die überhaupt nicht vergleichbar sind und beide Arten müssen erlernt werden.

Bei Western Turnieren ist die Losgelassenheit wichtig. Das Pferd ist selbstständig und es sieht aus, als würde der Reiter nichts tun. Loser Zügel, leichte Hüftgebung und Kopfformen sind vorgeschrieben. Zum Beispiel beim Trail soll das Pferd mit dem Kopf das Hindernis verfolgen. Das Pferd denkt mit, wo es hin muss. Es entspricht dies der Arbeitsreitweise. Der Reiter kann sich nicht um alles kümmern. Während das Pferd nur mit leichten Schenkelhilfen angewiesen wird, ist der Reiter in der Lage, sich um seine Arbeit zu kümmern. Die Westernreiter passen also die Reitweise dem an, was sie gerade zu tun haben. Es sieht locker und einfach aus aber die Kontrolle über das Pferd liegt trotzdem beim Reiter. Der Betrachter sieht es nur nicht, wie beim Englisch reiten.

Was jedoch das Wichtigste ist – egal welcher Stil oder welches Ziel – ist die Liebe zum Pferd!

 

 

 

Englisch Reiter bevorzugen klebrige Böden für besseren Halt

Western Reiter brauchen rutschigen Boden um die Gelenke der Pferde zu schonen

 

Ein Pferd das noch nie geritten wurde, benötigt circa sechs Monate, dass es grundlegende Befehle kann. Das wäre zu vergleichen mit Volks- und Hauptschule beim Menschen. Ab dann beginnt die Spezialisierung für zum Beispiel Turniere. Egal welche Richtung das Pferd einschlagen soll, die ersten sechs Monate sind die selben. Es ist klar von Vorteil, wenn der Reiter von Anfang an weiß, welchen Reitstil er bevorzugt.

50 Einheiten benötigt die Reiterin/der Reiter, dass er allein reiten kann. Vor dem Pferdekauf soll einem bewusst sein, welche Ziele angesteuert werden. Wer sich nicht sicher ist, soll möglichst viele verschiedene Pferdeställe und Turniere besuchen um möglichst viele Stile kennenzulernen. Nach diesen Vorstellungen soll das Pferd gekauft werden. Das Startkapital um mit dem Reiten beginnen zu können variieren zwischen € 6.000,-- und € 55.000,-- je nachdem ob es ein Hobby bleiben soll oder ob Turniere anvisiert werden.